Europäisches Jahr für aktives Altern und Solidarität - DGEM sieht Schwerpunkte

Berlin, März 2012 - Die Europäische Kommission hat das Jahr 2012 zum "Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen" ausgerufen. Im Mittelpunkt steht die demografische Entwicklung in Europa, die sowohl an das Gemeinwesen als auch an das Gesundheitswesen neue Anforderungen stellt. Vor allem geht es darum, europaweit die Möglichkeiten für aktives Altern und ein unabhängiges Leben im Alter zu verbessern.

„Um das wirklich umsetzen zu können, braucht es drei Säulen: eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und soziale Kontakte. Wenn Menschen älter werden und ihr Leben auf diese drei Säulen stützen, dann kann aktives Altern und unabhängiges Leben Wirklichkeit werden“, sagt Prof. Dr. Cornel Sieber, Geriater und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungs¬medizin (DGEM). Dabei sei das Essen als ein wichtiger sozialer Kontakt¬punkt zu sehen und das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen ein wichtiger Baustein, um auf die speziellen Bedürfnisse älterer Menschen hinzuweisen. Auf dem vom 14. bis 16. Juni 2012 stattfindenden Kongress „Ernährung 2012“ in Nürnberg ist die Ernäh¬rung älterer Menschen ein Schwerpunkt.

Derzeit sind 21 Millionen Menschen in Deutschland 60 Jahre oder älter. 2050 werden es über 27 Millionen sein. Viele ältere Menschen leiden unter einer Mangelernährung, das heißt, sie erhalten über die normale tägliche Ernäh¬rung nicht genügend Inhaltsstoffe, um ausreichend ernährt zu sein. Gerade für ältere Menschen ist es notwendig, genügend Kalorien und vor allem Ei¬weiß zu sich zu nehmen. Sonst kann es schnell, in Verbindung mit zu wenig Bewegung, zu Muskelschwund (Sarkopenie) kommen. Dieser führt zu weite¬rer Unbeweglichkeit, zu einem höheren Risiko für Stürze und somit im späte¬ren Verlauf zu möglichen Mehrfacherkrankungen. „Mit dem Europäischen Jahr können wir das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung der Mangeler¬nährung bei älteren Menschen schärfen und durch gezielte Aufklärungs¬maßnahmen dieses ernste Problem in den Vordergrund stellen“, sagt Prof. Sieber. Mangelernährte Patienten haben eine um 80 Prozent längere Liege¬dauer und das Sterberisiko steigt auf das bis zu Fünffache. 20 Prozent der Todesfälle im Krankenhaus sind mit Mangelernährung assoziiert. Der Hauptteil Kosten für die Mangelernährung (9 Milliarden Euro in Deutschland pro Jahr) nämlich 90 Prozent fällt außerhalb des Krankenhauses an und geht vor allem auf Pflegemaßnahmen und ärztliche Behandlungen zurück.
Wirksame Bekämpfung notwendig
Um Mangelernährung wirksam zu bekämpfen, bedarf es einer routinemäßi¬gen Diagnostik sowohl im klinischen als auch im ambulanten Bereich. Ebenso sollte der interdisziplinäre Austausch zwischen Medizinern und Wis¬senschaftlern gefördert werden. Der Ernährungszustand muss regelmäßig erfasst werden, um so frühzeitig zu erkennen, wann eine Mangelernährung vorliegt und diese dann richtig behandelt werden kann. Dadurch lassen sich – ganz im Sinne des Europäischen Jahres 2012 - Ernährungs- und Allge¬meinzustand verbessern beziehungsweise erhalten und tragen damit zu län¬gerer Aktivität und Eigenständig bei älteren Menschen bei.

Europäische Programme
Es gibt bereits unterschiedliche europäische Programme, um die Mangeler¬nährung zu bekämpfen. Dazu gehören z.B. „Europe Fights Malnutrition“ oder der „Nutrition Day“, der mittlerweile auch über Europa hinaus etabliert ist. Weitere Informationen auch unter www.espen.de und www.european-nutrition.org und www.nutritionday.org

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Cornel Sieber
Institut für Biomedizin des Alterns der FAU Erlangen-Nürnberg
sieber [at] klinikum-nuernberg.de