Fachgerechte Ernährung stationär und ambulant durch enterale Trinklösungen notwendiger denn je
Krankheitsbedingte Mangelernährung mit zielgerichteter Ernährungstherapie nach Leitlinienempfehlung eindämmen
Berlin, Dezember 2011 - Dass kranke Menschen häufig auch an einer Mangelernährung leiden, zeigen Zahlen aus Krankenhäusern: Etwa jeder 4. Patient ist dort nach Experteneinschätzung mangelernährt oder hat ein relevantes Risiko eine Mangelernährung zu entwickeln.
Ganz unabhängig von einer zugrunde liegenden Erkrankung sollte daher ein therapiebedürftiger Ernährungsstatus – festgestellt zum Beispiel durch ein Screening - als Folge eines latenten oder manifesten Ernährungsproblems erkannt werden. Neben einer Optimierung der oralen Ernährung können Trinklösungen zur enteralen Ernährung sachgerecht für diese Patienten verwendet und verordnet werden, um eine Mangelernährung einzudämmen. Darüber waren sich Experten verschiedenster Fachrichtungen und Vertreter des Diätverbands im Rahmen der 17. Fortbildungsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) am 18. und 19. November 2011 in Machern bei Leipzig einig. Unter dem Motto „Trinklösungen – Lebensmittel oder diätetische Therapie“ wurde in einer abschließenden Podiumsdiskussion das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. „Nicht nur im stationären, auch im ambulanten Bereich ist ein Erkennen einer Mangelernährung wichtig, damit schnellstmöglich mit einer passenden Ernährungstherapie entgegengewirkt werden kann“, sagte Prof. Dr. Arved Weimann, wissenschaftlicher Leiter der Tagung und Vizepräsident der DGEM. Andernfalls könnten sich die Einweisungen und Liegezeiten in Krankenhäusern erhöhen sowie Mehrfacherkrankungen und damit letztendlich die Kosten im Gesundheitswesen weiter steigen.
Die Zusatzkosten, die Mangelernährung für die Kranken- und Pflegeversicherung jährlich verursacht, belaufen sich auf bis zu neun Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2020 ist mit einem drastischen Kostenanstieg um fast 25 Prozent zu rechnen. (Ergebnisse der CEPTON Studie 2007) Je schneller eine Mangelernährung erkannt und ihr entgegengewirkt werden kann, zum Beispiel durch Umsetzung von Ernährungskonzepten in der ambulanten Betreuung oder in Krankenhäusern, desto kürzer können Krankheitsverläufe und damit Leidenszeiten von Patienten werden.
„Hierzu bedarf es fester Strukturen und Zuordnung von Ressourcen im Klinikalltag, damit diese Erkenntnis auch Umsetzung findet“, sagte Prof. Dr. Johann Ockenga, Sekretär der DGEM. Jedoch nicht nur auf Ebene der Kliniken sei eine Verankerung der Ernährungsmedizin wichtig, sondern auch in unserem Gesundheitssystem sollte z.B. über qualitätsgesicherte Anforderungen an die Leistungserbringer der Wert einer Ernährungsmedizinischen Behandlung festgeschrieben werden. Die Grundlage hierzu hat die DGEM mit der Erstellung der S3 Leitlinie geschaffen, die die evidenzgesicherte Basis von Qualitätskriterien sein kann.
Die Diskussion zur enteralen Ernährung fand während der Tagung in Machern mit vielen verschiedenen Experten statt. Das zeigt auch die politische Dimension dieses Bereiches. Vertreten waren Fachgesellschaften und Vorstände der Ernährungsmedizin (Deutsche Gesellschaft für Ernährung – DGE und DGEM), Experten aus den Bereichen Prävention, ambulante Versorgung durch niedergelassene Ärzte und Apothekerschaft sowie ein Verantwortlicher der Gemeinsamen Selbstverwaltung, ein Vertreter des Hartmannbundes, die Vorsitzende des Verbands der Diätassistenten (VDD) und der Geschäftsführer des Diätverbandes. Auch die juristische und politische Perspektive auf die Problematik einer sachgerechten Beurteilung von Trinklösungen zur enteralen Ernährung im ambulanten Sektor fand Eingang in die Diskussion.
Informationen zu Leitlinien in der enteralen Ernährung sind zu finden unter http://www.dgem.de/material/pdfs/ESPEN_LL_deutsch.pdf
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Arved Weimann
Vizepräsident DGEM
Arved.weimann [at] sanktgeorg.de
Prof. Dr. Johann Ockenga
Sekretär DGEM
Johann.Ockenga [at] klinikum-bremen-mitte.de